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Bundesverband der Mütterzentren e.V.

Newsletter März 2023

„Es ist auch unser Verdienst, dass wichtige Themen endlich im Mainstream angekommen sind.“

Interview mit Prof. Anne-Katrin Schührer

2023 Handbuch

Soeben ist das erste „Handbuch Soziale Arbeit mit Müttern“ erschienen. Ein spannender Wälzer über historische und theoretische Hintergründe, aber auch ganz praktische Handlungsempfehlungen zur Arbeit mit der sehr vielfältigen Gruppe der Mütter. Wir sind stolz, dass Mütterzentrumsfrau und Professorin Anne-Katrin Schührer gleich zwei lesenswerte Texte beigesteuert hat.

Frau Schührer, worum geht es in Ihren Beiträgen?

Ich habe in einem Artikel die Entwicklung von Mütterzentren zu anerkannten Orten der Familienbildung beschrieben und in einem zweiten die Soziale Arbeit mit migrantischen Frauen. Mir war wichtig, dass in so einem Handbuch nicht nur gesagt wird, wie einzelne Professionen mit Müttern arbeiten, sondern was Mütter für Mütter tun. Ich wollte unser Prinzip der Selbsthilfe der Top-Down-Methode gegenüberstellen.

Warum gelten Mütterzentren als die Institutionen, die auch „die schwer Erreichbaren erreichen“?

Das liegt zu Beispiel an unseren Offenen Treffs und daran, dass wir Angebote für alle anbieten. Man muss kein spezifisches Merkmal oder Defizit haben, um irgendwo teilzunehmen. Wir sind niedrigschwellig. Unsere Secondhand-Läden wirken z.B. wie Türöffner. Hier kommt man ins Gespräch, geht danach einen Kaffee trinken, kehrt wieder, übernimmt irgendwann einen Cafédienst. Jede und jeder kann sich ausprobieren.

Wo besteht noch Forschungsbedarf in Mütterzentren?

Ich sehe da weniger Forschungsbedarf als die Notwendigkeit, das Praxiswissen, das tagtäglich mündlich weitergegeben wird, zu verschriftlichen. Wir sollten unsere tollen Broschüren digitalisieren. Schon die alten Texte, die vor 30, 40 Jahren geschrieben wurden, haben Forderungen super auf den Punkt gebracht, die immer noch hochaktuell sind.

Welche meinen Sie?

Raus aus der Vereinsamung, Vereinbarkeit von Beruf und Familienaufgaben, Stillen in der Öffentlichkeit, die Idee der Caring Communities. Das ist auch unser Verdienst, dass diese Themen jetzt im Mainstream angekommen sind.

2023 AnneSchuehrer

Zur Person: Die vierfache Mutter Anne-Katrin Schührer ist Professorin für Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Außerdem ist sie im Vorstand des Familienzentrums MüZe Heubach.

 

Parlamentarisches Frühstück

2023 Fruehstueck

Ute Latzel hat uns letzte Woche auf dem Parlamentarischen Frühstück vertreten, das das Bündnis Sorgearbeit fair teilen organisiert hatte. Diskutiert wurde die Ausweitung des Elterngeldes, die Abschaffung der Steuerklasse V und Lohnersatzleistungen in Pflegephasen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - aber wir bleiben dran: Wir fordern, dass den Sonntagsreden endlich Taten folgen.

 

Mehr Chancengleichheit. Ginge durchaus.

2023 Chancengleichheit

Es liegt nicht am fehlenden Willen, wenn Kinder von Eltern ohne Abitur seltener in den Kindergarten gehen als Kinder von Eltern mit Abitur. Es liegt an fehlender Unterstützung. Das haben jetzt Wissenschaftler der Technischen Universität München nachgewiesen. Sie stellten den sogenannten bildungsfernen Familien Studierende zur Seite, die ihnen beim Finden von Kindergärten, dem Ausfüllen der Anträge und Formulieren der Anschreiben halfen. Das Ergebnis: Der Anteil von Kindergartenkindern aus weniger privilegierten Familien wuchs um 16 Prozent. Gleichzeitig erhöhten sich die Erwerbstätigkeit der Mütter und das Haushaltseinkommen.

Mehr dazu:

 

Festliche Preisverleihung

2023 Worms

Wir haben zwar keinen der begehrten Soroptimist International Preise gewonnen. Aber unsere Vorstandsfrau Angela Sgro war auf der sehr gelungenen Festveranstaltung in Worms.

Mit 15 000 Euro wurde der Berliner Verein „BAUFACHFRAU“ ausgezeichnet, weil er sich vorbildlich dafür engagiert, die Chancen von Frauen in handwerklichen, technischen und gestalterischen Berufen zu stärken. 5000 Euro erhielt der Verein „Die Chirurginnen“ für seine Netzwerkarbeit für Frauen in der Männerdomäne Chirurgie.

 

Tschechien zu Gast in Stuttgart

2023 BesuchTschechien

Jitka Genest aus Prag fand die Begegnungen in den Stuttgarter Mütterzentren während eines Erasmus+Projektes so inspirierend, dass sie auch für vier tschechische Kolleginnen eine Reise beantragt hat. Dana, Stanka, Blanka und Suzana besuchten letzte Woche das MüZe Süd und waren begeistert von dem ganz besonderen Charme der neuen Außenstelle. Die befindet sich nämlich in einem ehemaligen Juweliergeschäft mit riesigem Tresor. Sie lernten im Familienzentrum Gaisenhaus die generationen- und kulturübergreifenden Angebote und im EKiZ das Repaircafé kennen. Zusammen mit Christiane Schomburg bereiteten sie ein typisch schwäbisches Mittagessen mit Maultaschen zu. En Guada!

 

Kulturstaatsministerin trifft Mütterzentrumsfrauen

Staatskulturministerin trifft Mütterzentrumsfrauen

„Kunst und Kultur in Krisenzeiten“ war das Thema einer Podiumsdiskussion in Frankfurt, auf der sich Claudia Roth und die ukrainische Künstlerin Viktoria Masterovenko vom Mütterzentrum Langen getroffen haben. Masterovenko berichtete von der schwierigen Lage der Kunstschaffenden in der Ukraine. Beeindruckt war die Ministerin von dem Petrykiwka-Malprojekt für geflüchtete Frauen im Langener Mütterzentrum ZenJA, das Masterovenko initiiert hat. Der Erlös aus dem Verkauf der Bilder geht an ein ukrainisches Mütterzentrum.

 

„Ein Stückchen Heimat“: Zweisprachiges Kinderbuch von Mütterzentrumsfrau

2023 Kinderbuch

Auf Deutsch und Rumänisch hat die Siegener Mütterzentrumsfrau und Autorin Karla Baumgarten ein liebevoll illustriertes Kinderbuch über so große Themen wie Integration, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit geschrieben. Und zwar so, dass alle mitgenommen werden: Große und auch ganz kleine Leute.

Newsletter Dezember 2022

 

Die Brückenbauerin: Mütter- und Familienzentrum Karben

 Karben„Mir ist es wichtig zu helfen, denn ich habe das Glück, dass mein Mann nicht in den Krieg ziehen muss“, sagt die Ukrainerin Oksana Ebert, die seit 22 Jahren in Deutschland lebt und mit einem Deutschen verheiratet ist. Sie ist seit Monaten im Mütter- und Familienzentrum Karben im Dauereinsatz, um Geflüchtete zu beraten und sie bei Behördengängen, Schul- und Arztbesuchen zu begleiten. „Da kommen auch manchmal noch spät abends verzweifelte Anrufe“, sagt Oksana. Sie weiß, wie sich die Frauen und Kinder fühlen und um ihre Liebsten bangen, denn Oksanas Mutter und Großmutter sind auch noch in der Ukraine. Umso wichtiger sind Gelegenheiten, um die schlimmen Nachrichten zu vergessen: Ausflüge zum Trampolinspringen und Zirkus, gemeinsame Kochabende oder eine Gesichtsmassage von der ukrainischen Kosmetikerin, die im Rahmen des Projekts arbeitet.

Entspannung und Ablenkung brauchen auch die jungen Geflüchteten. „Ich habe größten Respekt vor den Jugendlichen“, sagt Oksana, „die gehen morgens in die deutschen Schulen und haben nachmittags digitalen Unterricht in ihren ukrainischen Klassen.“ Für sie bietet Manuel Ebert, Oksanas zweisprachiger Sohn, einen Jugendtreff an.

 

Gemeinsam entscheiden: Mütterzentrum Braunschweig

 BraunschweigIn der Ukraine wird das Weihnachtsfest am 6. Januar gefeiert – zu spät für den Projektzeitraum. Deshalb hat das Braunschweiger Mütterzentrum den Besuch von Väterchen Frost und Schneemädchen Snegurotschka ein paar Wochen vorverlegt. „Das war ein tolles Fest mit viel Musik, Essen und kostümierten Kindern. Besonders niedlich war ein als Tannenbaum Jolka verkleideter Junge“, sagt Geschäftsführerin Melanie Moronga. „Wir wollen den ukrainischen Familien ja nicht nur unsere Adventsbräuche näherbringen, sondern auch von ihnen lernen.“ Auch sonst haben die Ukrainer ein volles Programm. Sie lernen auf Ausflügen in die Stadt ihr neues Domizil Braunschweig kennen, spielen Minigolf und haben zusammen das Halloweenfest vorbereitet und gefeiert. Es gibt Sprachkurse für Kinder und Jugendliche. Und Mütter können zeitgleich Pilates- oder Entspannungskurse besuchen. Ein besonderes Highlight des Projekts ist ein Schwimmkurs für Frauen und Kinder. Den hatten sich die Familien am meisten gewünscht, als sie nach ihren Ideen für das Projekt gefragt wurden. „Gemeinsam entscheiden, was gebraucht wird, ist uns wichtig“, sagt Melanie Moronga.

 

Ein Gewinn fürs Leben: SzenenWechsel Frauen- und Familienzentrum

 SeeheimMit 17 ukrainischen Kindern zwischen 6 und 15 Jahren, hat das Mütterzentrum SzenenWechsel im hessischen Seeheim-Jugenheim das Singspiel „Wildnis, Wald und Wagemut“ einstudiert. Die Wichtel und Trolle konnten mit einer Theaterpädagogin und einem Musikpädagogen im evangelischen Gemeindehaus proben. Aufgeführt wird das Stück im katholischen Gemeindehaus. „Dadurch sind wieder tolle Netzwerke entstanden“, sagt Vorstandsfrau Gabriele Jaspert. „So gibt es trotz der Kürze des Projekts eine längerfristige Wirkung, denn Kinder und Theater begeistern auch die Kirchen und wir können im nächsten Jahr gemeinsam etwas auf die Beine stellen“. Für Musik, Pantomime und Bewegung brauche es erst einmal keine Sprache, beschreibt Jaspert die Idee hinter dem Stück und sagt: „Für jede Seele, die einmal Theater geschnuppert hat, ist das ein Gewinn fürs Leben“.

 

Frau Leben Freiheit: Exil-Iranerin im Mütterzentrum

 Malieh1Interview mit Malieh Taherkani, die seit 2004 in Deutschland lebt und im Hamburger Nachbarschatz als Erzieherin arbeitet.

Malieh, wir hören jeden Tag, wie grausam das iranische Regime gegen Oppositionelle vorgeht. Inzwischen werden Demonstranten sogar hingerichtet. Gleichzeitig bist du in Hamburg und musst in deinen Job funktionieren. Wie schaffst du das?

Meine Kolleginnen und Dagmar, meine Chefin, unterstützen mich. Nach der Arbeit organisiere und besuche ich Demos, und übersetze in die iranische Gebärdensprache. Wenn ich Unterschriften sammle, unterschreiben alle. Sogar die Eltern der Kita-Kinder.

Wie können wir uns mit dir und deinen Landsleuten solidarisch zeigen?

Wir brauchen ganz viel Öffentlichkeit. Das Terrorregime muss wissen, dass die ganze Welt verfolgt, was es macht, nämlich Unschuldige, die für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte protestieren, werden eingesperrt, gefoltert und getötet. Sogar Menschen, die gar nicht auf der Straße waren und nur mit den Protestierenden sympathisieren, werden inhaftiert. Darüber müssen Medien weltweit berichten. Und es braucht Sanktionen.

Was genau meinst du?

Der Iran, der übrigens Kriegswaffen nach Russland liefert, kann kein Handelspartner für Deutschland und die Europäische Union sein. Demokratie und Menschenrechte sind weitaus wichtiger als ein Atomabkommen mit einem Mullah-Regime. Viele Kinder dieser Regimeangehörigen, die dafür gestimmt haben, dass Oppositionelle hingerichtet werden, führen ein angenehmes Leben außerhalb des Irans. In demokratischen Ländern. Dieses Privileg sollte man ihnen nehmen.
Ich bin froh, dass die UN den Iran jetzt aus der Frauenrechtskommission geworfen hat. Das gibt mir Hoffnung, dass wir gehört werden.

Danke, liebe Malieh, viel Kraft für das nächste Jahr und eine kleine Zeile aus einem Gedicht von Hilde Domin, die auch lange im Exil gelebt hat:

Nicht müde werden, sondern dem Wunder
Leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten

Newsletter Mai 2022

2022 02 Forschungsprojekt

Was brauchen Menschen, die sozial benachteiligt sind, um sich ehrenamtlich zu engagieren? Welche Wünsche und Erwartungen haben sie? Diese Fragen will Prof. Dr. Hollstein vom Max Weber Kolleg der Uni Erfurt beantworten. Der Bundesverband der Mütterzentren ist Kooperationspartner und wird dazu Workshops organisieren. Finanziert wird das Projekt von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt ein Jahr lang mit 70 000 Euro. Die Forschungsergebnisse sollen Politiker*innen helfen, nötige Rahmenbedingungen für alle Beteiligten zu schaffen. Wir erarbeiten dazu ein Hand-out für Mütterzentren und andere Organisationen, die das Glück haben, dass sich Menschen freiwillig bei ihnen engagieren.

 

2022 02 Erasmus Prag

Eigentlich ist das feine Liechtenstein-Palais in Prag nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Es dient der Regierung zum Repräsentieren und Staatsgästen, wie der englischen Königin, zum Übernachten.

Dass die Mütterzentren ihre Erasmus+ Abschlussveranstaltung hier unter Kronleuchtern abhalten durften, verdanken sie Rut Kolinská, die seit Jahrzehnten politische Ämter innehat und bis Mitte Mai das Prager Mütterzentrum leitete. Während der Konferenz hat sie ihre Nachfolgerin eingeführt.

Ein Rückblick auf die letzten drei Jahre Erasmus+ Projekt zum Thema „Lebenslanges Lernen in Mütterzentren“ zeigte, wie häufig geplant, umgeworfen und improvisiert werden musste. Trotzdem hatten wir Gelegenheit, viel über Waldpädagogik und Streetwork in Slowenien, generationenübergreifende Betreuung in Deutschland und Prävention in Mütterzentren in Tschechien zu lernen. Als wir uns nicht vor Ort treffen konnten, ging es auch digital. Wenn Mütterzentren etwas gut können, dann ist es genau das: Mit dem was da ist, kreativ umgehen und Probleme lösen. Das haben sowohl die Reaktionen auf die Pandemie als auch auf den Ukraine Krieg gezeigt.

Besonders eindrücklich schilderten unsere slowakischen Kolleginnen, wie schnell sie die vielen Flüchtlingen in den Mütterzentren versorgt haben, anstatt auf staatliche Hilfe zu warten. „Als Mütter sehen wir die Zukunft durch die Augen der Kinder und die brauchen Sicherheit und keinen Krieg“, kommentierte Alena Wagnerova, eine tschechische Schriftstellerin, die die Mütterzentrumsbewegung in Deutschland erlebt und Anfang der neunziger Jahre in der Slowakei und in Tschechien bekannt gemacht hat. “Das war nach dem Ende des kommunistischen Regimes. Damals musste sich das ganze Land neu erfinden – das galt auch für uns Frauen und dafür hatten wir in den Mütterzentren den passenden Raum“, sagt Rut Kolinská.

Nach dem Festakt gab es noch viele Gelegenheiten zum Austausch und Pläne schmieden für das nächste Projekt.

 

2022 02 Barcelona

Wie finanziert ihr euch? Was genau sind Gastgeber*innen? Wer kommt zu euch? Zwei Tage lang hat Ute Latzel Antworten gegeben auf die vielen Fragen, die ihr in Barcelona zu Mütterzentren und Mehrgenerationenhäusern gestellt wurden. Die Stadtverwaltung der katalonischen Hauptstadt hatte Vertreter*innen von interessanten Stadteilprojekten aus Europa eingeladen. „Zu den Präsentationen sind kommunale Angestellte gekommen. Das reichte von der Pädagogischen Leitung des Picasso-Museums bis zu den Angestellten der Stadtteilzentren“, sagt Ute Latzel. Spannend fand sie, vor Ort ein neu errichtetes Stadtteilzentrum zu besichtigen. Die dortigen Leiterinnen hatten während des Baus das Generationenhaus in Stuttgart besucht und waren begeistert. Einige Elemente der Mütterzentren und Mehrgenerationenhäuser finden sich jetzt in den offenen und gemütlichen Räumen in Barcelona.

 

2022 02 Fachtag

Wie kommen wir an Geld für unsere Mütterzentren und Projekte? Das wollten die Teilnehmerinnen im gut besuchten Workshop „Wissen um Fördertöpfe“ erfahren, der auf unserem digitalen Fachtag Anfang Mai stattfand. „Geldakquise ist kein Selbstläufer, sondern Beziehungsarbeit“ erklärte Dorothee Reimann vom Mütterzentrum Leipzig anhand eines Beispiels: „Wir machen Bußgeldmarketing. Dafür tingeln wir einmal im Jahr durch das Leipziger Amtsgericht, stellen unsere Arbeit vor und geben den Richterinnen und Richtern die Informationen, die wichtig sind, damit sie an uns denken, wenn sie Geld zu verteilen haben.“ Es ist schließlich eine win-win-Situation: Mütterzentren arbeiten präventiv, kümmern sich um Familien in schwierigen Lebenslagen und sind Orte, an denen Sozialstunden abgeleistet werden können.

Netzwerkpflege ist auch das A und O beim Einwerben von Firmenspenden vor Ort. „Stellt vor, wie ihr Familien entlastet durch eure tollen Angebote oder bietet ein Catering oder Kinderbetreuung für Firmenfeiern an“, sagte Ute Latzel. Sie betonte auch, dass Firmen, Service-Clubs wie die Lions und private Stifter gern für etwas Konkretes spenden: Spielgeräte, ein Auto oder Lastenrad. Vielleicht auch für den Mitgliedsbeitrag beim Paritätischen , der für kleine Zentren schwer zu leisten ist. Ute Latzels Tipp: „Lasst euch bei der Organisation „Stifter-helfen“ registrieren.

Bei Förderanträgen rät sie: „Ihr solltet nicht nur die FAQs anschauen, sondern auch bei der Servicestelle anrufen und prüfen, ob der Antrag eine Chance hat oder ob ihr ihn passender machen müsst.“ Die Schlagwörter aus der Ausschreibung sollten unbedingt wiederholt werden.

Bei der anschließenden Diskussion gab es noch viele gute Hinweise, die wir nach und nach in unserer Facebook-Gruppe für Mitglieder posten werden.

 

2022 02 Maria

Maria Salinas ist Mütterzentrumsfrau, Buchhalterin, Vorsitzende des Integrationsrats Münster und alleinerziehende Mutter. Sie vertritt den Bundesverband der Mütterzentren seit einem Jahr im Deutschen Frauenrat im Ausschuss „Armut. Raus aus der Armut. Teilhabe für Frauen sichern“.

Maria, was hat dich motiviert in den Armuts-Ausschuss zu gehen?

Ich bin seit über zehn Jahren im Mütterzentrum MUM in Münster und habe dort viel Kontakt mit Frauen, die in die Armutsfalle geraten – ganz egal wie gut sie ausgebildet sind. Das kann ja schon passieren, wenn du ein Kind bekommst, am Anfang zu Hause bleibst, die unbezahlte Care-Arbeit übernimmst und dein Mann dich verlässt. Bei Frauen mit Migrationsgeschichte kommt noch hinzu, dass es kaum Sprachkurse mit Kinderbetreuung gibt. Ohne Sprachkenntnisse gibt es keine Arbeit, weniger Zugang zu Information und Teilhabe.

Was macht ihr konkret im Ausschuss?

Wir sind Vertreterinnen verschiedener Frauenorganisationen und haben erst einmal identifiziert, aus welchen Gründen Frauen von Armut betroffen sind, um dann Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung zu formulieren. So würde es z.B. helfen, wenn Minijobs in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt würden. Wir fordern das Erwerb-und-Sorge-Modell nach dem Gleichstellungsbericht. Frauen und Männer sollten beide existenzsichernden Beschäftigungen nachgehen können und noch Zeit für Hausarbeit und Kinder- oder Altenbetreuung haben.

Du selbst kommst aus Bolivien, spielt das eine Rolle bei deinem politischen Engagement?

Ich setze mich für die Interessen aller benachteiligten Frauen ein, kenne aber besonders gut die Perspektive migrantischer Frauen . Ich bin stolz, dass ich die im Deutschen Frauenrat einbringen darf.

 

2022 02 Demokratie

Familienministerin Lisa Paus und Innenministerin Nancy Faeser setzen sich für ein Demokratieförderungsgesetz ein. Aber was soll da überhaupt drinstehen? Bei dem Thema hat es ist es sinnvoll, Zivilgesellschaft und Wissenschaftler*innen zu befragen.

Der Bundesverband der Mütterzentren hat in seiner Stellungnahme betont:

  • Demokratieförderung darf nicht abhängig von der Haushaltslage sein, sondern muss kontinuierlich stattfinden. Damit Projekte nachhaltig erfolgreich sind, braucht es mehr als nur Anschubfinanzierung.
  • Mitbestimmung ist in jeder Lebensphase wichtig. Deshalb muss Demokratieförderung altersunabhängig sein und früh beginnen.
  • Möglichkeiten der Beteiligung müssen barrierefrei und verständlich sein, damit sich wirklich alle angesprochen fühlen können.
  • Mitbestimmung macht nur dann Sinn, wenn sie auch ermöglicht, Strukturen zu verändern.

 

2022 02 Prager Mütterzentrum

Fast 300 Mütter- und Familienzentren gibt es in Tschechien. Das erste wurde vor genau 30 Jahren im ehemaligen Gebäude des YMCA eröffnet. Gründerin und auch Vorsitzende des Netzwerks der tschechischen Mütterzentren ist Rut Kolinská.

„Am Anfang trafen wir uns als Freundinnen, die Freuden und Sorgen teilten und gemeinsam organisierten wir Programme für Eltern und Kinder. Dann haben wir ein Konzept nach deutschem Vorbild erarbeitet, das immer wieder neuen Gegebenheiten angepasst wurde“, sagt Rut Kolinská.

Inzwischen kommen auch viele Väter und ältere Menschen ins Mütterzentrum. Angeboten wird neben der Kinderbetreuung professionelle Beratung. Professionelle soziale Dienstleistungen müssen tschechische Mütterzentren anbieten, damit sie vom Ministerium für Arbeit und Soziales finanziell unterstützt werden. „Ich sehe unsere Arbeit vor allem als präventiv an“, fügt Rut Kolinská hinzu. „Dabei darf die gegenseitige Hilfe nicht unterschätzt werden, die geleistet wird, wenn Menschen sich an einem schönen öffentlichen Ort treffen, sich darüber austauschen, welche Bedingungen das Leben von Familien verbessern würden und dies in die Politik tragen.“

Ein besonders schönes Mütterzentrum liegt auf der Prager Halbinsel Kampa, mitten in einem Park an der Karlsbrücke. Zu dem kleinen Haus gehört ein Garten mit Kräuterbeeten, Sandkasten, Holzbänken und Tischen unter alten Bäumen. Das Zentrum wird von den Familien aus der Umgebung genutzt und gepflegt. Zwölf Kinder besuchen den Kindergarten. Geringfügig beschäftigt sind dort sieben Frauen.

 

2022 02 Innovationspreis

Kennt ihr ein Unternehmen, dass während der Pandemie besonders familienfreundliche Bedingungen eingeführt hat? Und diese auch beibehält? Dann könnt ihr dieses bis zum 24. Juni für den Innovationspreis Vereinbarkeit vorschlagen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend prämiert kleine, mittlere und große Unternehmen. Und es wirbt mit einem Logo, auf dem der Papa einen Blaumann und keinen Anzug trägt. Das finden wir mal innovativ.
Innovationspreis | Erfolgsfaktor Familie - BMFSFJ (erfolgsfaktor-familie.de)

Newsletter September 2022

Newsletter DSEE

Mega! Das war ein Sprint, der sich gelohnt hat. Die kurzfristige Antragstellung für den Förderpreis „Ehrenamt hilft gemeinsam“. Über 100 000 Euro bekommt der Bundesverband, der den Betrag an folgende Mütterzentren, die sich im Vorfeld auf das Projekt beworben haben, weiterleitet: Mütterzentrum Braunschweig, Szenenwechsel Frauen- und Familienzentrum Seeheim-Jugenheim, Mütterzentrum Siegen, Mütterzentrum Norderstedt, Mütter- und Familienzentrum Karben und das Eltern-Kind Zentrum Stuttgart-West. Mit dem Geld sollen Ehrenamtsstrukturen und Angebote im Bereich der Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine gestärkt werden.

 

Newsletter Malen

Seit Mai treffen sich jeden Sonntag Frauen im Mütterzentrum Langen zum gemeinsamen Petrykiwka-Malen. Das ist eine traditionelle ukrainische Maltechnik mit satten, leuchtenden Farben, die als Kulturerbe der Menschheit von der UNESCO gelistet und anerkannt ist. Einige der geflüchteten Frauen entdecken die Malerei neu für sich, andere sind darin geübt und geben ihr Wissen weiter. Für die Frauen, Mütter und Großmütter bedeuten diese ruhigen kreativen Stunden nicht nur Erholung vom Alltag. Es ist für sie eine liebevolle Möglichkeit, ihre tiefe Verbundenheit mit ihrer Heimat und den dort zurückgebliebenen Familienangehörigen zu zeigen. Die Kinder und Enkel werden im Mütterzentrum betreut, während die Frauen malen. Wir sind schon gespannt auf die Ausstellung, die für November im Mütterzentrum geplant ist.

 

Newsletter Gehringer

„Es gibt viele gute Ideen, die die Welt ein bisschen besser machen. Leider fehlt dafür oft das nötige Budget.
Es gibt viele Menschen, Organisationen und Stiftungen, die Geld haben und etwas Gutes zu tun wollen.
Hier kommt das Fundraising ins Spiel. Beim Fundraising bauen wir Brücken für Menschen, die etwas Gutes tun wollen und Menschen, die etwas Gutes unterstützen wollen.“
Wie das geht, erfahrt ihr in einem spannenden Workshop mit der Fundraising-Expertin Andrea Gehringer auf unserem Bundesverbandstreffen am 12. November in Bad Nauheim.

 

NewsletterAundO

Kennt ihr das? Ihr geht auf eine Veranstaltung und merkt, dass ihr völlig anders eingeschätzt werdet, als ihr beabsichtigt habt. Dass ihr euch im Vorfeld viel zu wenig überlegt habt, wie ihr eigentlich auf andere wirkt. Und wie ihr wirken wollt. Was braucht es, damit ihr euch wohl fühlt und das Innere mit dem Äußeren übereinstimmt? In das Geheimnis des ersten Eindrucks und die Bedeutung von Stirn, Wangenknochen, Kinnpartie und Haarstruktur führen uns die Coaches Andrea Leicher und Oliver Metzler der a&o Agentur ein.
Wo? Auf unserem Bundesverbandstreffen am 11.11. in Bad Nauheim.

 

Newsletter Erasmus

Schön und informativ ist es geworden! Unser Handbuch zur Entwicklung der Mütterzentren in Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Slowenien. Es ist das Ergebnis des drei Jahre andauernden Erasmus+- Programms „Elternschaft als Anreiz für lebenslanges Lernen in Mütterzentren“.
Wie werden Familien in den einzelnen Ländern unterstützt und erzieherische Fähigkeiten gestärkt? Welche Rolle spielt der politische Kontext? Die Diskussionen unserer Treffen vor Ort sind in das Handbuch eingeflossen. Ebenso die Geschichte der Zentren von der Gründung bis zur Bewältigung der größten aktuellen Herausforderungen: Corona Pandemie und Krieg in der Ukraine.
Die Texte sind auf englisch. Die Botschaften universal. So, wie die Sätze dieser Slowenin: „Die Arbeit in den Mütterzentren war eine meiner wichtigsten Lebenserfahrungen in Bezug auf meine berufliche und persönliche Entwicklung, aber auch als Mutter. Ich habe ein gesünderes, kreatives und mutigeres Leben geführt. Und meine Söhne auch.“

 

Newsletter Forschung

„Ich erlebe in der Suppenküche, wie sich sozial benachteiligte Menschen nicht mehr als Opfer der Umstände begreifen, sondern als Teil einer Gemeinschaft, als wichtig und handelnd. Sie blühen auf“, sagt Prof. Bettina Hollstein. Die Wissenschaftlerin beobachtet in einer Erfurter Suppenküche, wie freiwillig Engagierte und Gäste miteinander umgehen und Spaß haben.
„Ehrenamt sollte nicht den gut Ausgebildeten überlassen werden“, findet Hollstein, denn diese sind es, die sich in großer Mehrheit engagieren.
Welche Bedingungen es braucht, damit sich alle Menschen im Ehrenamt wohlfühlen, untersucht Hollstein im Rahmen eines Forschungsprojekts, das von der DSEE gefördert wird. Als Kooperationspartner hat der Bundesverband der Mütterzentren einen Workshop mit Mütterzentrumsfrauen organisiert, den Ute Latzel und Sarah Bock geleitet haben. Die Teilnehmerinnen waren sich einig: “Wenn man nicht verurteilt wird, entsteht Vertrauen und Selbstvertrauen. Grundlagen, um zu lernen und zu wachsen, sich selbst und anderen zu helfen”.

 

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Innenhalten und ein bisschen träumen. Das sollte auf jeder TO-Do-Liste stehen, wenn uns die Arbeit im Mütterzentrum über den Kopf wächst. Dann ist es nämlich Zeit, mal den Ist-Zustand zu analysieren und mit dem Idealzustand zu vergleichen. Das Mütterzentrum Siegen hat dafür eine Zukunftswerkstatt mit Ute Latzel gebucht und die Teilnehmerinnen sind begeistert. “Ich habe jetzt viel besser verstanden, wie unser Haus organisiert ist, was besser werden muss und was wir dafür tun müssen. Ich fühle mich jetzt auch viel mehr als Teil des Teams”, sagt Sara. Das MüZe Team war nach dem ersten Workshoptag so motiviert, dass sie ein halbes Dutzend Anträge auf Fördermittel gestellt hat.

 

Wissen, wie es sich anfühlt: Mutter werden und sein

Newsletter Buch

Buchtipp: „Im Fernsehen waren die Mütter anders. Amerikanisch. Lachten immer. Gaben Küsse. Sagten: Ich liebe dich. Als wären sie mit ihren Kindern in einer Beziehung. Liebe. So ein Überschwang. Das hatten wir nicht zu Hause.“ Teresa Borsig, 32 und Freiberuflerin, erinnert sich stattdessen an Distanz und Übergriffigkeit in ihrer Familie und hadert mit ihrer Schwangerschaft. Denn geht das eigentlich? Die Fehler der eigenen Mutter nicht wiederholen? Sich neu erfinden, obwohl die gefühlskalten Babyboomer nicht nur unsere Familien, sondern unsere ganze Gesellschaft geprägt haben? Teresa versucht es trotzdem, indem sie fortwährend ihre Mutterwerdung sowie die Reaktionen ihres Umfelds reflektiert und – oft umwerfend komisch – kommentiert. Das Buch mit dem sperrigen Titel „MTTR“ hat Julia Friese geschrieben. Es ist im Wallstein Verlag erschienen und kostet 25 Euro.

 

Wir leben Leben rgb